qSkills Workshop: Industrial Security

qSkills startet erste Workshop-Serie zu Industrie 4.0

Das Thema Industrie 4.0 wird für Ihr Unternehmen immer konkreter, Sie haben aber noch keinen Plan in der Schublade, wie Sie das neue Konzept umsetzen sollen? In diesem Fall kann Ihnen der unabhängige IT-Trainingsanbieter qSkills helfen. Im April startet der in Nürnberg angesiedelte Anbieter seine erste Workshop-Serie zum Thema.

Im Fokus: Industrial Security

Am 12. bzw. 14.04. starten zwei Kurse zum Thema Industrial Security, einmal für IT-Experten und einmal für Produktionsexperten. Wo liegen die betrieblichen Problemzonen in Sachen IT-Sicherheit im Industrie-4.0-Konzept und was bedeutet dies für die Produktionsabläufe? qSkills erörtert mit den Kursteilnehmern Bedrohungslagen, empfiehlt Handlungsweisen und skizziert den Aufbau und die Anwendung von Management-Systemen (ISMS/BCMS).

Zu der Workshop-Übersicht geht es hier (Klick): qSkills Industrie 4.0 Workshop – Schwerpunkt Industrial Security

Sichere Software entwickeln

Eine der Grundsäulen für ein funktionierendes Industrie-4.0-Konzept ist jedoch die IT-Sicherheit. Wie muss die Software gestaltet sein, damit Fremde sich keinen Zugang zu den Produktionsabläufen und -daten verschaffen können? Auf diese Frage geht qSkills in den Workshops „Application Security Management“ und „Secure Coding“ ein. Letzterer findet erstmals vom 09. auf den 10. Mai in Nürnberg statt und setzt allgemeine Programmierkenntnisse, Kenntnisse in C und HTML voraus.

Softskills benötigt?

Aber nicht nur Software thematisiert qSkills, auch ausgeprägte Softskills sind für Industrie 4.0 wichtig. Da IT und Produktion künftig deutlich stärker miteinander verzahnt sind, braucht es neben interdisziplinärem Fachwissen auch die Fähigkeit, den Faktor Mensch entsprechend zu berücksichtigen. Hier gilt es nicht nur Anforderungsprofile zu erstellen, sondern auch Ängste – die durch den Wandel entstehen –  zu nehmen und Konfliktpotenzial zwischen IT und Produktion rechtzeitig zu erkennen und Spannungen abzubauen.

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qSkills & Industrie 4.0

qSkills unternahm im Mai 2015 erste Gehversuche im Bereich Industrie 4.0, als unter der Leitung des IT-Trainingszentrums ein mehrtätiger Erfahrungsaustausch in Nürnberg stattfand. Daran beteiligten sich namhafte DAX-Unternehmen aus der Automobil- und Automotive-Industrie wie auch aus den Chemie-, Logistik- und Energieversorger-Branchen. Im Lauf des letzten Jahres ging daraus die qSkills Industrie 4.0 IT-Akademie hervor, welche in Zusammenarbeit mit KORAMIS entstand, einem Spezialisten für Automatisierungs-, Prozess- und Netzleittechnik.

Interview – Die transparente Fabrik Detmold im Kontext von Industrie 4.0

Interview mit Torsten Hocke, Business Development Manager der Weidmüller Interface GmbH & Co. KG

Torsten_HockeTorsten Hocke studierte Umwelt- und Maschinenbauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Energieeffizienz in der Industrie an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe und an der Uni Kassel. Er erwarb mehrere Zusatzqualifikationen und gewann u.a. im Jahr 2014 den Maschinenbaupreis der Uni Kassel und den Innovationspreis der EnBW. Herr Hocke arbeitet seit 2013 bei der Weidmüller Interface GmbH & Co. KG und ist dort seit Frühjahr 2015 als Business Development Manager Energiemanagement tätig.
Der Anspruch der Weidmüller Gruppe ist ein komplementäres Lösungsangebot inklusive Umsetzung und Beratung im Bereich der Automatisierungstechnik. Weidmüller versteht sich als Lösungsanbieter für die Produktionsinfrastruktur über die komplette Automatisierungspyramide hinweg – und mit Analytics nun auch darüber hinaus.

Connected Industry: Was verstehen Sie von Weidmüller unter dem Begriff Industrie 4.0? Und welche Technologien zählen dazu?

Wir betrachten Industrie 4.0 in Stufen. Zu den übergreifenden Schlüsseltechnologien zählen wir die Elektronik sowie die darauf aufbauenden Kommunikationstechnologien. Diese Technologien stellen die Grundlagen für unser Verständnis von Industrial Connectivity dar. Die nachfolgenden Schritte bauen darauf auf und bewirken die angestrebte Intelligenz der Systeme.

Um das zu erreichen, wird darauf aufbauend die richtige Software notwendig. Die in der Produktion generierten Daten können durchaus als „Big Data“ betrachtet werden und diese Menge und Vielfalt an Daten ist nicht mehr manuell oder durch einzelne Programme händelbar, daher muss die Software immer besser werden. Aber auch die Software nützt wenig, gäbe es nicht in letzter Instanz den Menschen, der zumindest die strategischen Entscheidungen trifft.

Die Mensch-Maschine-Schnittstelle ist ein wichtiger Aspekt der Industrie 4.0, denn der Mensch muss mit den ausgewerteten Daten arbeiten bzw. Analyse-Ergebnisse auch verstehen können.

Connected Industry: Welche Anwendungsgebiete der Industrie 4.0 stehen für Weidmüller im Vordergrund?

Das ist für uns vor allem ein Anwendungsbereiche. Das Energiemanagement, das vor allem den Anlagenbetreiber betrifft.

Zum Energiemanagement gehört vor allem Energy Analytics. Das ist aus unserer Sicht der richtige Schritt hin zu flexiblen und intelligenten Fertigungsprozesse. Da die Vernetzung der Maschinen hochgradig erfolgt, müssen die Schnittstellen – unter dem Leitziel von Plug & Produce – immer besser werden.

Damit wir unser Leitbild der Smart Factory erreichen, gerät der Fokus immer mehr auf die clevere Nutzung der anfallenden Daten.

Connected Industry: Wer treibt diese Veränderungsprozesse bei Weidmüller an, der Vorstand oder individuelle Denker aus den Fachabteilungen?

Unsere Bemühungen zur Smart Factory leiten wir aus der langfristigen Unternehmensstrategie ab, beginnen also auf Geschäftsleitungsebene.
In den Fachabteilungen greifen wir diese Strategien produkt- und anwendungsorientiert auf und „übersetzen“ sie nach technischen Gesichtspunkten in den jeweiligen Fachabteilungen als umsetzbare Konzepte. Die Details bestimmen die Fachabteilungen und hier kommen unsere individuellen Denker ins Spiel, denn selbst die beste Strategie entfaltet ihre Wirkung nur dann, wenn die Umsetzung entsprechend gut ist.

Connected Industry: Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen, um die Fabrikprozesse transparent machen zu können?

Wir brauchen in der Fabrik erstmal eine Datenaufnahme, also die Generierung und Erfassung der Daten. Als zweiter Schritt müssen die Daten in einer geeigneten Datenbank archiviert und zur Verfügung gestellt werden. Nur die Daten, die in der Fabrik erfasst werden, nach sinnvoller Auswahl visualisiert und ausgewertet werden, haben einen Effekt auf die Transparenz.

Connected Industry: Das klingt nach viel Arbeit für Datenwissenschaftler? Wo erfolgt die Auswertung der Daten?

Ja, wir arbeiten auch mit sogenannten Data Scientists zusammen, um die vielen Datenströme unserer Anlagen zu analysieren. Data Scientists helfen uns dabei, die gesuchten Mehrwerte aus den Daten zu extrahieren. Wir arbeiten mit Partnern zusammen, die ein spezielles Know-How in diesem Bereich haben. Die Datenerfassung, Verifizierung und Erkennung von Potenzialen in Daten erfolgt in einer technischen Analyse-Umgebung.

Connected Industry: Wir betreiben Sie die Entwicklung Ihrer Produkte und Dienste? Über Pilotprojekte?

Da wir selbst Produzent sind, also Fertigung und Montage betreiben, sind wir in erster Linie unser eigenes Versuchskaninchen. Dieser Vorteil wird von unseren Kunden sehr geschätzt, da wir in den meisten Fällen erprobte Produkte anbieten können.
Es gibt aber auch Pilotkunden, die ganz andere Anforderungen und Prozesse als wir haben. Diese unterstützen uns bei der Erprobung durch gezielte Pilotprojekte.

Connected Industry: Welchen Mehrwert konnten durch diese Bemühungen bereits erreicht werden und welche sind in Griffweite voraus?

Der im Vordergrund stehende Mehrwert ist der Kundennutzen der ganz von der jeweiligen Applikation abhängig ist. Im Energiemanagement können wir beispielsweise frühzeitig Lastenspitzen zuverlässig abfangen und dadurch Energiekosten einsparen.

Connected Industry: Das Thema Cloud Computing gilt unter vielen Unternehmern als heikel. Ist eine Cloud Ihrer Ansicht nach eine Notwendigkeit für Industrie 4.0?

Wir setzen noch keine externen Cloud Technologien für unsere Produkte ein, können uns dies für die Zukunft jedoch vorstellen. Technologisch werden sich Cloud-Lösungen sicherlich weiter durchsetzen.

Interview – Industrie 4.0 am Beispiel der Maschinenfabrik Reinhausen

Interview mit Industrie 4.0 Experte Johann Hofmann von der Maschinenfabrik Reinhausen

Johann Hofmann ist Leiter für den Bereich ValueFacturing® der Maschinenfabrik Reinhausen in Regensburg, dem Weltmarktführer für Laststufenschaltern für Leistungstransformatoren der Hochspjohann-hofmann-industrie4-experteannungstechnik. Herr Hofmann ist ein Entwickler von Datenmanagement in der Fertigung und gilt als einer der begehrtesten Experten für Industrie 4.0 in Deutschland.

Johann Hofmann ist studierter Maschinenbau-Ingenieur und beschäftigt sich seit 1989 mit der Digitalisierung der Fertigung und seit 2011, also dem Zeitpunkt des erstmaligen Auftauchens dieses Trendbegriffs, mit Industrie 4.0. Im Jahr 2013 gewann er mit der Maschinenfabrik Reinhausen gleich zwei Preise, den Industrie 4.0 Award und den Finalistenpreis beim Innovationspreis der deutschen Wirtschaft. 2016 ist er mit ValueFacturing® ein zweites Mal Finalist beim Innovationspreis der deutschen Wirtschaft in der Kategorie Industrie 4.0.

Connected Industry: Herr Hofmann, Industrie 4.0 gilt derzeit als der größte Technologie-Trends der internationalen Industrie, dabei scheint jede Branche diesen Begriff für sich selbst zu interpretieren. Was bedeutet Industrie 4.0 denn nun wirklich?

Eine Wette auf unsere Wettbewerbsfähigkeit und für die Zukunft Deutschlands, wobei ich keinerlei Zweifel daran habe, dass wir diese Wette gewinnen können, jedoch nicht ohne unser aktives Erfinden, Handeln und Umsetzen. Dafür müssen wir ein Bewusstsein schaffen.
Von ganz großer Flughöhe aus betrachtet unterscheide ich drei Perspektiven: Die Industrie 4.0 erstens für Produkte, zweitens für Prozesse und drittens für Geschäftsmodelle. Ich persönlich befasse mich mit den Themen der Industrie 4.0 für Prozesse. Konkret geht es darum, kleinste Losgrößen wirtschaftlich herstellen zu können, dabei flexible Produktionssysteme zu schaffen, die kundenindividuelle Produktionsvorgänge ermöglichen und darüber hinaus die Verkürzung von Durchlaufzeiten. Was früher undenkbar war, macht die digitale Welt schon heute möglich, auch wenn wir gesamtheitlich betrachtet noch am Anfang stehen.

Connected Industry: Ist der Begriff „Industrie 4.0“ wirklich treffend und zukunftsfähig?

Diese Frage stelle ich mir auch immer wieder. Für manche ist der Begriff bereits zum Schimpfwort geworden. Der Trendbegriff „Industrie 4.0“ ist für die Industrie entstanden, da diese in ihrer Tradition festsitzt, beim digitalen Wandel jedoch hinterherhinkt. Mittlerweile ist die gesamte Gesellschaft von dem Wandel betroffen, beispielsweise mit Smart Farming, digitale Bezahlprozesse oder vernetzte Autos. Es betrifft heute jeden, daher kann ich mir schon vorstellen, dass der Begriff „Industrie 4.0“ zu eng gefasst und vielleicht schon bald durch eine neue Wortschöpfung ersetzt wird.
Connected Industry: Gibt es einen Unterschied zwischen der Digitalisierung und der digitalen Transformation?

Genau genommen ist die Digitalisierung mit Industrie 3.0 losgegangen. Die darauf folgende digitale Transformation ist der Startpunkt und damit die Basis von Industrie 4.0.

Beide Begriffe unterscheide ich wie folgt: Die Digitalisierung bedeutet, dass ein vorhandener bzw. etablierter Prozess papierlos gemacht wird, ohne dabei große Änderungen am Prozess selbst zu vollziehen. Ein alltägliches Beispiel dafür ist das Flugticket, dass man für den Einstieg ins Flugzeug benötigt. Früher, und übergangsweise auch noch heute, musste man erst zum Schalter der Airline im Flughafen und dort das Ticket ausdrucken lassen, dieses dann die ganze Zeit bei sich behalten und dann zum Einstieg ins Flugzeug erneut vorzeigen. Heute funktioniert das mit einem digitalen Abbild des ursprünglichen Papiertickets, dass man dann z. B. in der Cloud speichern und vom Smartphone aus abrufen und verwenden kann, das dann auch noch nach Jahren wiederfinden kann.
Die Digitale Transformation geht einen Schritt weiter, denn mit ihr ändert sich ein Prozess grundlegend und neue Geschäftsmodelle verdrängen ältere. Erst wird der Prozess papierlos (Digitalisierung), dann ändert sich der Prozess, weil nun Dinge möglich werden, die vorher nicht funktionierten.
Beispielsweise wird das Lesen von Büchern zunehmend papierlos und im zweiten Schritt ändert sich das Kauf- und Nutzungsverhalten von Büchern. Auch Branchen wie die Automobilindustrie sind gerade in der Digitalen Transformation angekommen.

Connected Industry: Welchen Stand haben wir in Deutschland mit der Industrie 4.0 heute schon erreicht?

Wir erreichen schon heute nachweisbare Effizienzsteigerungen, Flexibilisierung und digital dokumentierte Arbeitsvorgänge. Die positiven Effekte sind wahrnehmbar.
Insgesamt steht die Industrie jedoch noch am Anfang und vieles, was heute vorhergesagt wird, wird sich später sicherlich als falsch herausstellen. Dafür wird aber auch manches funktionieren, was heute noch nicht denkbar ist.

Connected Industry: Die Maschinenfabrik Reinhausen haben Sie maßgeblich mitgestaltet und dafür angesehene Innovationspreise gewonnen. In wie weit sind die Konzepte der Industrie 4.0 in Ihrer Maschinenfabrik Reinhausen tatsächlich umgesetzt?

Wir haben in unserer Fertigung ein digitales Assistenzsystem entwickelt und eingeführt, dass uns auf dem Innovationslevel in der Fertigung sehr weit nach vorne gebracht hat.
Wir arbeiten bereits bald 30 Jahre an dem Ziel der Smart Factory und der damit verbundenen Verschlankung, Flexibilisierung und letztendlich auch an der Digitalisierung der Fertigungsprozesse. Wir haben mit ValueFacturing® unsere gesamte Mannschaft der Produktion dazu befähigt, bessere Entscheidungen zu treffen. Die Entscheidung obliegt immer noch dem Menschen.
Durch die digitale Vernetzung können wir bereits jetzt signifikante Verkürzungen der Lieferzeiten realisieren.

Connected Industry: Wie kann man sich das technisch vorstellen?

Auf oberster Ebene der Automatisierungspyramide steht das ERP-System, so auch bei uns. Darunter kommt gleich unsere Datendrehscheibe, die Daten zwischen den einzelnen Maschinen bidirektional austauscht. Wir haben u.a den Fertigungshilfsmittel – Kreislauf digitalisiert, können somit Arbeitsgänge aus Fertigungsaufträgen papierlos abwickeln und beispielsweise Rüstvorgänge optimieren. Die ValueFacturing® – Datendrehscheibe ist ein Integrationssysteme für die bereits vorhandenen Systeme. Es nutzt zur Datenspeicherung die bereits vorhandenen Datenbanken der Drittsysteme und verteilt und komponiert daraus in Echtzeit alle benötigen Daten. Darüber hinaus ist ValueFacturing® in der Lage durch Datenanreicherung fehlende Daten automatisch zu generieren.
Zusätzlich beinhaltet ValueFacturing® auch eine Datenpumpe, die im Sekundentakt Rohdaten aus der Fertigung sammelt in einer Analyse-Datenbank archiviert. Durch Data-Mining veredelt ValueFacturing® diese Rohdaten zu Informationen. Dadurch kommen wir zu neuartigen Erkenntnissen die es ermöglichen steigende Qualitätsanforderungen, kürzere Lieferzeiten, sich verkürzende Produktlebenszyklen und eine wachsende Variantenvielfalt zu beherrschen.

Connected Industry: Das Manfuacturing Execution System (MES) wird von vielen Lösungsanbietern als Schlüssel zur Industrie 4.0 gepriesen, andere wiederum halten es nur für eine Zwischenlösung.

Wir sind mit ValueFacturing® im weitesten Sinne im Dunstkreis eines MES tätig. Unsere Datenpumpe erfüllt nämlich im Bereich der zerspanenden Fertigung MES – Aufgaben. Wobei wir der Überzeugung sind, dass uns als Maschinenfabrik die Auswertung der Rohdaten besser gelingt als Softwarehäusern. Zusätzlich realisiert unsere Datendrehscheibe allerdings Aufgaben die kein MES beherrscht. Dieser Leistungsumfang lässt sich am besten mit dem Wort: ValueFacturing® umschreiben.

Connected Industry: Sie entwickeln Ihre Software selbst. Warum nutzten Sie nicht Lösungen von etablierten Software-Herstellern?

Es gibt einfach noch keinen Lösungsanbieter, der diese Heterogenität der Maschinenlandschaft entsprechen unseren hohen Anforderung bewältigt. In jeder Fertigungshalle stehen unterschiedlichste Maschinen, Anlagen, Softwaresysteme unterschiedlichster Baujahre und natürlich von diversen Herstellern. Unsere Datendrehscheibe ist deshalb auch als Multidolmetscher im Einsatz, allerdings nicht mit 1:1 Schnittstellen, sondern mit intelligenten Konnektoren. ValueFacturing® beinhaltet über 25 Jahre Zerspanungs Knowhow der Maschinenfabrik Reinhausen. Die Bewältigung dieser Heterogenität ist unsere Kernkompetenz.

Connected Industry: Was steht IT-technisch dahinter?

Unsere ITler entwickeln auf aktuellsten Microsoft Technologien. Alle unsere 15 Kunden nutzen den ValueFacturing® Webservice in der privaten Cloud, der auf den kundeninternen Servern liegt, so dass Fragen bzgl. der Datengeheimhaltung gar nicht erst aufkommen.
Basierend auf Microsoft AZURE, einer Cloud Technologie von Microsoft, stellen wir ab April 2016 jedoch auch ein Modell der Public Cloud zur Verfügung, die als Alternative vor allem wirtschaftliche Vorteile bietet.

Connected Industry: Kann Industrie 4.0 als eine Fortführung des Lean Managements unter Einsatz von elektronischer Datenverarbeitung betrachtet werden oder geht Industrie 4.0 noch weiter?

Lean Management ist für mich eine Grundvoraussetzung für Industrie 4.0. Ohne Lean wird die Digitale Transformation nicht funktionieren. Die Prozesse in der nicht-digitalisierten Fabrik laufen in bisher nur gut, weil die Menschen trainiert sind und vieles auswendig können. Nach der Digitalisierung ändern sich die Gewohnheiten und genau dann sind schlanke sowie stabile Prozesse wichtig.

Connected Industry: Wie stehen Sie zum artverwandten Trendthema „Big Data“?

Unter Big Data verstehe ich erstmal nur ein Sammeln von Rohdaten in großer Menge, hoher Geschwindigkeit oder Komplexität auf Grund der strukturellen Unterschiedlichkeit. Interessant wird die Auswertung von Big Data, also Big Data Analytics, bei der Mustererkennungsmethoden eingesetzt werden, um neue Erkenntnisse aus den Daten zu ziehen.
Big Data Analytics ist somit ein wichtiger Bestandteil der Industrie 4.0.

Connected Industry: Als Datenpumpe bezeichnen Sie die Software-Architektur, die die Maschinendaten archiviert und für Analysen bereitstellt, welche Erkenntnisse wären dadurch denkbar?

Wir haben schon eine ganze Reihe von Erkenntnissen für die Fertigungsstabilität ermitteln können. Mit zielgerichteten Datenanalysen konnten wir schon konkrete Optimierungsvorschläge für den Werkzeugkreislauf, die betriebsinternen Materialflüsse und die Produktqualität machen und umsetzen. Besonders interessant ist die Analyse der Fehlerursachen bzw. Mängel in der Produktqualität im Zusammenhang mit dem NC-Programm und der Maschinenkonfiguration.

Connected Industry: Kann man zusammenfassend sagen, dass Industrie 4.0 bereits heute schon verschiedene Trends zusammenbringt und für Industrieanwendungen bündelt?

Ja, neben der Idee der schlanken Prozesse, der Digitalisierung, der Datenanreicherung und Datenauswertung sind noch weitere Konzepte relevant, insbesondere das Internet der Dinge und Dienste, mobile Anwendungen und die Virtualisierung.

Interview – Bedeutung von Industrie 4.0 für Private Equity

Interview mit Marko Maschek über Industrie 4.0 aus der Investment-Perspektive

Vor Gründung der PINOVA war Marko Maschek zehn Jahre bei 3i in Deutschland und in den USA, zuletzt als Partner im Bostoner Büro, tätig. Er war dort für Small Cap Investments in den marko_maschekBereichen Umwelttechnologie, Halbleiter und neue Materialien verantwortlich. In seiner Zeit bei 3i tätigte Marko Maschek 19 Investments, war in zahlreichen Aufsichtsgremien tätig, verkaufte mehrere Unternehmen erfolgreich an strategische Investoren und führte 4 Beteiligungen an die Börse.
Nach einer Offiziersausbildung arbeitete Marko Maschek lange Jahre in der Industrie, bei Cambridge Consultants und Robert Bosch. Bei Bosch entwickelte er mehrere technische Neuerungen, die später weltweit patentiert wurden. Marko Mascheks Familienhintergrund ist unternehmerischer Natur. Er studierte Elektrotechnik an der TH Karlsruhe (Dipl. Ing.) und Informatik an der INSA Lyon. Darüber hinaus absolvierte er ein MBA-Studium an der Universität von Cambridge.

Connected Industry: Wieso ist I4.0 für Private Equity (PE) interessant?

Industrie 4.0 ist bei Private Equity Firmen auf der Agenda, aber ich stelle noch nicht fest, dass dies jemand in der Tiefe adressiert hat, da es ein neues Thema ist. Industrie 4.0 ist für uns Investoren ein wichtiges Feld, da es ein Werttreiber ist. Wir halten ein Beteiligungsunternehmen im Schnitt 5 Jahre, bevor es weiter verkauft wird. Das ist eine limitierte Zeit, um eine Wertsteigerung zu bewirken.

Das Thema Industrie 4.0 ist ein Differenzierer, wenn man hier als Beteiligungsgesellschaft Expertise aufgebaut hat, um eine Wertsteigerung zu erzielen. Die meisten Beteiligungsgesellschaften setzen Standardprogramme um, beispielsweise eine Optimierung bei den Kosten, im Working Capital, Marketing und auch in der Internationalisierung.

Für die Umsetzung von Industrie 4.0 braucht man in der Private Equity Branche jedoch ganz andere Strukturen und Netzwerke, die aufgebaut werden müssen. Diejenigen PE-Investoren, die heute schon Industrie 4.0 Themen umsetzen können, haben ein Alleinstellungsmerkmal im Markt. Zudem können Beteiligungsmanager in der Portfolio-Company durch diesen Stellhebel eine Wertsteigerung erzielen – dies führt zu einem Rendite-Vorteil.

Als Technologe beschäftige ich mich selbst seit langem intensiv mit diesem Thema. Früher war dieser Bereich rund um Industrie 4.0 unter Computer Integrated Manufacturing (CIM) bekannt. Damals gab es erste Feldbusse, wo man Geräte verknüpfen konnte. Es ging damals ausschließlich um Technologie. Letztlich sind die Projekte gescheitert, weil wir technologisch noch nicht so weit waren.

Beim Thema Industrie 4.0 geht es nicht so sehr um Technologie, das ist ein Teil, sondern um Kundenfokus. Also, wie kann man den Kunden besser mit Produkten bedienen, die man schon hat und Dienstleistungen herum bauen. Im Mittelpunkt steht, die Abhängigkeit des Kunden zu erhöhen und letztlich mehr Umsatz durch „Smart Services“ zu erzielen.

Das Thema hat jedoch eine Kehrseite: So hat beispielsweise jede Werkzeugmaschine ein Interface – hieraus werden Daten generiert, aus denen man ein smartes Geschäftsmodell entwickeln kann – das wird nun auch durch andere Dienstleister möglich. An dieser Stelle kann sich fortan ein Dritter zwischen dem ursprünglichen Lieferanten und dem Endkunden positionieren.

Connected Industry: Glauben Sie an einen aktuellen Hype oder Beginn einer nachhaltigen Entwicklung

Heute ist es im Vergleich zu den Ansätzen aus der Vergangenheit wesentlich einfacher geworden, etwa durch Halbleitertechnologie und Cloud-Computing, in Echtzeit Daten zu erheben und zu analysieren. Das gab es so früher nicht, sicher nicht zu den Kosten. Für mich ist Industrie 4.0 nun ein nachhaltiger Trend, da es jedes Unternehmen in jeder Branche betrifft, unabhängig, wo man auf der Erde sitzt. Industrie 4.0 wird zudem weiter über bestimmte Schnittstellen standardisiert werden – von daher muss hier dabei sein.

Connected Industry: Wieso reagiert der deutsche Mittelstand noch verhalten auf dieses Thema?

Es ist eine Gefahr, wenn der Mittelstand es versäumt hier aktiv zu werden. Das Risiko ist, dass sich jemand zwischen ihn und seinen Kunden setzt. Dadurch wird er „commodity“ und ist beliebig austauschbar. Hier ist es unausweichlich, dass man neue Lösungen zur Vertiefung der Kundenbindung entwickelt.

Connected Industry: Welche Geschäftsmodelle im Kontext von I4.0 sind gefragt und wieso tun wir uns dabei schwer?

Wir brauchen neue Geschäftsmodelle, bei denen man versteht, was der Kunde eigentlich benötigt, um sein Unternehmen voranzubringen. Durch diese Technologien im Bereich Industrie 4.0 wird das manifest, was in Produktionsprozessen eigentlich abläuft. Dadurch können wir Smart Services überhaupt erst anbieten.

Wieso ist das für uns schwer? In Deutschland herrschen Detailbetrachtung, minutiöse Planung und Overengineering vor – da sind wir Weltklasse. Das funktioniert gut für bestimmte Produkte, bspw. Automobile, nicht aber für Software. Aber wenn es darum geht, neue datenbasierte Geschäftsmodelle zu entwickeln, erfordert das eine Dienstleistungsmentalität, die in anderen Ländern stärker ausgeprägt ist als bei uns.

Die Chance mit Industrie 4.0 Geld zu verdienen müssen wir jetzt ergreifen. Wir verfügen über die installierte Maschinenbasis und sind heute noch am nächsten am Kunden dran. Aber wenn wir die Themen rund um Industrie 4.0 nicht umsetzen, machen es andere für uns. Die Ausgangssituation im Mittelstand ist mit seiner Flexibilität und kurzen Entscheidungswegen jedoch als sehr gut anzusehen, das Erfolgsmodell auch in der nächsten Dekade weiter auszubauen.