Warum die deutsche Wirtschaft KI jetzt wirklich braucht

Abseits von den brüchigen Zielen zur Klimaneutralität fehlt Deutschland eine Utopie zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Mit der Industrie 4.0 gab es bis in das Jahr 2015 eine neue Utopie für die mitteleuropäische Industrie, die jedoch etwas in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Der neue KI-Trend scheint diese Utopie nur wenig anzuheizen – Warum ist das so und wie bringen wir KI für unsere heimische Industrie voran?

Warum die deutsche Wirtschaft KI jetzt wirklich braucht

In einer immer komplexer werdenden Weltwirtschaft sind Krisen unvermeidlich. Ob es sich um globale Pandemien, geopolitische Konflikte oder wirtschaftliche Rezessionen handelt, diese Herausforderungen können das Fundament der mitteleuropäischen Industrie erschüttern. Die deutsche Industrie treffen diese Krisen nun ganz besonders, Deutschland steckt in der Rezession und die hohen Energiekosten spielen in Sachen negativer Aussichten auf die kommenden Jahre eine entscheidende Rolle.

Gleichzeitig rückt in diesen Zeiten die Künstliche Intelligenz (KI) ins Zentrum des Interesses. Nicht erst seit ChatGPT von OpenAI – eine Revolution auch für den privaten Alltag – wurde das Potenzial von KI erkannt, der Industrie helfen zu können. KI kann die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen erhöhen und es ermöglichen, sich effizient neu organisieren zu können.

Auch Goolge stellt die Bedeutung von KI für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland heraus und präsentiert die Studie „Der digitale Faktor – Wie Deutschland von intelligenten Technologien profitiert“.

Laut IW Consult kann Künstliche Intelligenz die Wertschöpfung steigern, indem sie die Nutzung bestehender Ressourcen optimiert. Durch generative KI könnten Mitarbeiter durchschnittlich 100 Stunden jährlich sparen und diese Zeit effektiver nutzen. Dies würde insgesamt eine Mehrwertsteigerung von 330 Milliarden Euro bedeuten. Für die Realisierung dieses Potenzials ist es essentiell, dass KI in Unternehmen weiter verbreitet wird. Mindestens 50% der Firmen sollten KI einsetzen, um Tätigkeiten zu automatisieren, die derzeit von Angestellten erledigt werden.

Danach würden ca. 600.000 Unternehmen in Deutschland bereits Künstliche Intelligenz ein. Das entspräche rund 17% aller Unternehmen in Deutschland. Unternehmen, die bereits auf KI-Anwendungen setzen, nutzen entsprechende Tools zur Optimierung von Marketing oder Verkauf (21%), Informationsbeschaffung (25%), Datenanalyse (27%) oder zum Verfassen von Dokumenten (34%). Fast die Hälfte der Unternehmen plane demnach in den nächsten fünf Jahren, in KI zu investieren, die aktuell durch den Menschen durchgeführte Tätigkeiten übernimmt.

Industrie 4.0 – Der vergessene Hype?

Gerade die KI kann das Tor zu enormen Produktivitäts- und Innovationssteigerungen öffnen. Flexible und hocheffiziente Produktionsautomatisierung in der Industrie 4.0 dank KI-gesteuerter Produktionssysteme ermöglichen es in naher Zukunft, in Echtzeit auf dynamische Marktänderungen reagieren zu können. Es ermöglicht produzierende Unternehmen, ihre Produktion schnell an geänderte Nachfragebedingungen anzupassen und so wertvolle Ressourcen optimal zu nutzen.

Google Trends Germany 2023 - Industrie 4.0, KI, Process Mining, BI, Data Science, RPA, Cloud, Deep Learning

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Die Industrie 4.0 könnte als Buzzword-Trend auch deswegen nachlassen, weil diese bereits zum Teil einen Reifegrad in der Umsetzung erreicht haben könnte. Auch wenn einzelne Musterbeispiele und Erfolgsmeldungen Fortschritte in Umsetzung und Erfahrung mit Industrie 4.0 existieren, ist der große Durchsatz in der Etablierung in der mittelständischen Industrie bisher nicht zu verzeichnen.

Anwendungsbeispiele für KI in der Industrie

ChatGPT ermöglicht zwar, dass Programmierung für Maschinensteuerung automatisch geschrieben werden kann, ist wird für die Industrie jedoch eher überschätzt. Erwähnenswert ist auch, dass viele Lösungen auf Basis der Cloud-Services von Google, Microsoft oder anderen US-amerikanischen Anbietern nicht die erste Wahl sind, sollte es um Daten mit Geheimhaltungswert gehen. Hierfür gibt es jedoch auch Möglichkeiten, sich KI im Baukastensystem selbst zusammen zu stellen und auf eigene Infrastrukturen auszuliefern.

Large Language Modelle (LLM) gibt es auch als Open-Source-Varianten, die mit Datenbanken kombiniert und selbst-gehosted für Unternehmen vielfältige Anwendungsfälle voll- oder teil-automatisieren können. So können neue Produkte, Verträge und Marketing-Material automatisiert und für jeden Fall individualisiert werden.

Dennoch darf KI keinesfalls mit LLMs gleichgesetzt werden, denn sie stellen nur eine Facette der KI dar. Längst etablierte Konzepte wie etwa die Bestellzyklusoptimierung, Durchlaufzeitenvorhersage oder Predictive Maintenance benötigen ganz eigene KI-Modelle, die einerseits bereits vorhanden und im Einsatz sind, andererseits jedes Jahr in ihrer Präzision und Szenarien-Vielseitigkeit verbessert werden.

Vorher noch, wird KI die Büroarbeit revolutionieren und tut dies schon heute. Der klassische Excel-Controller wird von KI tendenziell ersetzt werden können, denn KI ist längst in der Lage, Daten in Tabellen für geschäftliche Bewertungen zu organisieren und auszuwerten. KI kann repetitive und zeitaufwändige Prozesse automatisieren, die bisher noch Mitarbeiterressourcen beanspruchten. In Krisenzeiten, in denen jede Effizienz zählt, kann die Automatisierung den Unterschied zwischen Überleben und Insolvenz bedeuten, denn mit austrainierten Entscheidungsmodellen kann der Personalaufwand in verschiedenen Branchen und Funktionen erheblich reduziert werden.

Künstliche Intelligenz – die neue Utopie der industriellen Revolution

KI wird nicht die alleinige Lösungsantwort auf steigende Energie- und Produktpreise, Fachkräftemangel oder Lohnnebenkosten sein, jedoch zu Automatisierung und Effizienzsteigerungen führen und der Industrie 4.0 damit mehr Lebendigkeit in der Umsetzung verleihen.

Es sollte uns zu Denken geben, dass diese Utopie nahezu alleinig dank der US-amerikanischen Tech-Konzerne ermöglicht wird, jedoch können deutsche und mitteleuropäische Unternehmen zu Vorreitern der Anwendungsentwicklung auf Basis der amerikanischen Cloud-Services werden, die eigene Industrieleistung erhöhen und ganz nebenbei im Laufe der Zeit eigene Alternativen – wie etwa Aleph Alpha – entwickeln oder sich an diesen Beteiligen.

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