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Digitalstrategie und Datenstrategie

Warum Sie nur eventuell eine Digitalstrategie benötigen, ganz sicher aber eine Datenstrategie.

Da Digital und Data nicht dasselbe sind, unterscheiden Pionier-Unternehmen ganz klar zwischen einer Digitalstrategie und einer Datenstrategie, so gibt es beispielsweise auch Digital Labs und Data Labs innerhalb desselben Konzerns. Während das Digital Lab sich vornehmlich mit Themen wie Software-Entwicklung für mobile Anwendungen, Social Media, Blockchain oder Internet of Things (IoT) befasst, beschäftigt sich ein Data Lab mit der Speicherung und Analyse von den Daten aus der klassischen IT-Infrastruktur sowie aus den neu gewonnen Anwendungen der Digitalisierung mit Fachkräften wie dem Data Engineer und Data Scientist.

Ähnlich lassen sich auch Digital- und Datenstrategien voneinander abgrenzen. Die Digitalstrategie befasst sich beispielsweise damit, wie Services über mobile Anwendungen verbessert oder Produkte wie Fahrzeuge oder Maschinen mit mehr Sensoren und Displays ausgestattet werden können. Die Datenstrategie befasst sich hingegen mit der effizienten Speicherung der Daten, der Einhaltung einer Data Governance unter Berücksichtigung von Datensicherheit und Datenschutz sowie mit den analytischen Methoden und Tools zur Erreichung der Ziele, die mit der Nutzung der generierten Daten verbunden ist.

Das heißt jedoch nicht, dass die Datenstrategie nicht ein eigener Teil inner- bzw. unterhalb einer Digitalstrategie sein kann.

Daten sind der Grundstein für Informationen und Wissen für Geschäftsoptimierung und neue Geschäftsmodelle, wenn sie über Data Analytics bzw. Data Science in jenes Wissen transformiert werden.

Daten sind der Grundstein für Informationen und Wissen für Geschäftsoptimierung und neue Geschäftsmodelle, wenn sie über Data Analytics bzw. Data Science in jenes Wissen transformiert werden.

Für Enterprise-KI ist die Datenstrategie ist das A und O

Data-Driven Thinking im Unternehmen in Common Sense zu verwandeln ist ein langfristiges Projekt. Um dennoch bereits heute strukturiert in die Datennutzung einsteigen bzw. diese vertiefen zu können, bedarf es eines Fahrplans für kommende Projekte mit Problem-Lösungsbeschreibungen. Dabei sollen die zu erreichenden Ziele festgelegt, die richtigen Datenquellen und Analysemethoden identifiziert sowie Fragen über die einzusetzende Software, Hardware und der Teamorganisation und notwendiger Qualifikationen geklärt werden. Data Analytics im Generellen und künstliche Intelligenz im Speziellen benötigen viele Daten in guter Qualität an den richtigen Stellen. Eine Datenstrategie arbeitet genau auf diese Ziele hin und kann somit auch als ein Business Plan für die Datennutzung betrachtet werden, in welchem auch die Ziele und Voraussetzungen für diese Nutzung, sowie weitere Anforderungen, Grenzen und Vorgehen beschrieben werden.

Datenstrategie in fünf Schritten: Ableitung der Ziele aus der Vision, Auswahl der relevanten Daten, Auswahl an Analyseverfahren zur Informationsgewinnung, Konzeptionierung der Wissensgenerierung, wie diese Analyseverfahren durch die Mitarbeiter genutzt werden können und Planung der Umsetzung der vier vorherigen Schritten.

Datenstrategie in fünf Schritten: Ableitung der Ziele aus der Vision, Auswahl der relevanten Daten, Auswahl an Analyseverfahren zur Informationsgewinnung, Konzeptionierung der Wissensgenerierung, wie diese Analyseverfahren durch die Mitarbeiter genutzt werden können und Planung der Umsetzung der vier vorherigen Schritten.

Die Möglichkeiten der Datennutzung sind in Zeiten des Internets nahezu unbegrenzt, wenn der Gedanke an den Zugriff auf unternehmensexterne Datenquellen in die Datenstrategie aufgenommen wird. Doch bereits mittelständische Unternehmen verfügen längst über einen großen Schatz an Daten aus unternehmensinternen Quellen, mit denen sich Einkaufsprozesse und Lieferketten optimieren, Kundennachfragen besser verstehen und auch interne Finanzrisiken besser bewerten lassen – dank der bereits erwähnten Digitalisierung.

Dabei ist eine Datenstrategie nicht nur für große Unternehmen interessant, gerade Startups bauen ihr Business Model vielfach direkt auf Daten und KI auf. Demzufolge benötigen Unternehmen, die sowieso rein digital oder erst kürzlich beispielsweise als FinTech oder eCommerce gestartet sind, eine Datenstrategie. Diese ist für jedes Unternehmen unerlässlich, denn es verfügt potenziell bereits über viele wertvolle Daten und kann diese darüber hinaus auch mit externen Daten anreichern.

Während für einige Unternehmen Digitalstrategien weniger notwendig sind, da das Geschäft bereits als eCommerce meistens schon direkt auf digitalen Plattformen gegründet wurde, gilt diese oftmals nicht für Unternehmen der klassischen Industrie, die unter dem Leitziel der Industrie 4.0 die Digitalisierung gerade insbesondere durch Maschinenvernetzung und engere Einbindung der Maschinen an die IT-Systeme (insbesondere ERP, MES und PLM) sehr viel intensiver erleben. Diese Unternehmen benötigen eine klar ausformulierte Strategie wie diese Digitalisierung und die mit ihr verbundenen digitalen Transformation bewältigt und vorangetrieben werden soll. Die Datenstrategie, die beispielsweise Fragen beantwortet, wie die Maschinendaten gespeichert und ausgewertet werden sollen, ist dann entweder als Strategiewerk auszugliedern oder als konkreten Unterteil der Digitalstrategie zu verstehen – die Datenstrategie wird dann konkreter Bestandteil einer größer angelegten Digitalstrategie sein.

Über Connected Industry e.V.

Connected Industry e.V. LogoConnected Industry ist der Verband für Unternehmen und Experten im Kontext der Industrie 4.0 mit allen zugehörigen Themengebieten. Wir bringen Maschinen, Industrien und vor allem Menschen zusammen, um gemeinsam die vierte industrielle Revolution voranzubringen. Interessiert an einer Mitwirkung? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht!

Digital ist nicht Data

Viele Fach- und Führungskräfte unterscheiden nicht zwischen einer Digital- und einer Datenstrategie, dabei sind Digital und Data nicht dasselbe.

Digitalisierung läuft seit Jahrzehnten

Die Digitalisierung ist eigentlich bereits ein alter Hut und feierte ihre ersten Hochphasen in den 1990er Jahren mit der Etablierung von ERP-Software, Webseiten, E-Mail und Scannern mit Texterkennung. Die Digitalisierung ist ein langwieriger Prozess, der bis heute anhält, ihren aktuellen Schwung der Einführung von mobilen Anwendungen (Apps), dem Einsatz der Blockchain oder der Vernetzungen von Dingen (Internet of Things) verdankt. Diese Technologien treiben die Digitalisierung voran – so werden Logistikprozesse in naher Zukunft von autonomen Drohnen umgesetzt, Verträge über die Blockchain abgewickelt und jegliche Verkäufe über mobile Applikationen ausgelöst oder zumindest bezahlt. Es sind Themen vor allem für Software-Entwickler und Ingenieure, angeführt vom sogenannten Chief Digital Officer. Sie entwickeln die Digitalen Produkte und Prozesse weiter, dabei werden Prozesse in der Regel sinnvollerweise nicht 1:1 von analog in digital übersetzt, sondern bestenfalls ganz neu gedacht. Daraus folgt die digitale Transformation, die dafür sorgt, dass Prozesse neue innovative Gestaltungen finden und auch, dass es zukünftig kaum noch Reisebüros oder Kassierer geben könnte. Die Blockchain wird vermutlich die Bedeutung von Notaren reduzieren und auch Makler werden dank mobiler Anwendungen, Augmented und Virtual Reality weniger benötigt werden. Beinahe jegliche menschliche Vermittler sind über digitale Services weitgehend ersetzbar.

Data vs Digital

Der Digital- und Data-Kreislauf. Digitale Produkte generieren Daten, die genutzt werden können, um die digitalen Produkte zu verbessern.

Trends, die unter Namen wie Big Data, Analytics, Data Science oder KI fallen, bezeichnen hingegen nicht die Generierung, sondern die Nutzung von Daten, die von den digitalen Systemen erst geschaffen werden. Die Daten einer Blockchain, von mobilen Apps und die von autonomen Drohnen oder Fahrzeugen usw. werden in Datenbanken gespeichert und warten nur darauf, ausgewertet zu werden. Die Erkenntnisse aus der Datennutzung werden den digitalen Systemen dann in Echtzeit beispielsweise als Prognose-Service bereitgestellt oder dienen als Erkenntnis darüber, welche Verbesserungen an den digitalen Produkten sinnvoll sein können. Daten und KI werden in Zukunft die Buchhaltung übernehmen, medizinische Diagnosen stellen und autonome Fahrzeuge im Straßenverkehr steuern.

Digital und Data sind nicht dasselbe

Digital und Data sind folglich nicht dasselbe, sie überlappen sich sogar weniger als auf den ersten Blick zu erwarten, stehen jedoch in Abhängigkeit zueinander: So sind Analysen z. B. über Einkaufs- oder Kundenbestellungen ein Data-Thema jedoch nur möglich, weil das Unternehmen mit der Einführung eines ERP-Systems grundlegend digital wurde. Die Erkenntnisse aus der Nutzung von Data fließen dann wieder in die Produktverbesserung von Digital ein, z. B. durch Anpassung der ERP-Konfiguration.

Data ist also der zweite Schritt nach Digital und fügt den digitalen Prozessen ein Gedächtnis und ein maschinelles Lernen hinzu, woraus die Künstliche Intelligenz resultiert, deren weitere Entwicklung das begonnene neue Jahrzehnt dominieren – und vermehrt operative Entscheidungen in Unternehmen übernehmen wird.

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Data Leader Day 2017

Data Leader Day – die Premiumkonferenz zur Digitalisierung in Berlin

Der Data Leader Day am 09. November 2017 (www.dataleaderday.com) in Berlin bringt unter dem Motto „meet the tech elite“ die Spitzen der Digitalwirtschaft an einem Tag zusammen. Ein vielfältiges Programm mit Keynote, Präsentationen, Use & Business Cases und Fireside Chats zeigt aus der Praxis, wie die Digitalisierung im Unternehmen umgesetzt und als neues Wertschöpfungsinstrument eingesetzt werden kann. Die Teilnehmer erhalten von den Champions verschiedener Branchen exklusive Einblicke, u.a.

  • Dr. Eberhard Kurz, CIO Deutsche Bahn
  • Dr. Andreas Braun, Head of Global Data & Analytics, Allianz
  • Steffen Winkler, Vice President, Bosch Rexroth
  • Christian Klose, Chief Digital Officer, AOK
  • Thomas Hösle, CEO, Elabo

Die Premiumkonferenz wendet sich gezielt an Entscheider mit Digitalisierungsauftrag/-bezug sowie alle Interessenten rund um die Trendthemen Big Data und Industrie 4.0. Der Networking-Hub bietet zudem viele Möglichkeiten um Spitzenkräfte zu treffen und um sich über neueste Technologien, Methoden und Entwicklungen auszutauschen.

Ein weiteres Highlight ist die Vergabe des Data Leader Award 2017, der die besten Anwendungsfälle rund um Big Data, Industrie 4.0 und Data Science im deutschsprachigen Raum auszeichnet. Der Preis wird von einer hochrangigen Jury an Unternehmen verschiedener Branchen ausgelobt, die die Datenrevolution beispielgebend gestalten und wegweisende Akzente setzen.

Der Data Leader Day findet im stilvollen Ambiente des Berliner Spreespeichers statt. Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.dataleaderday.com oder info@connected-industry.com

Veranstalter:

Connected Industry e.V. – Der Verband für Digitalisierung und Vernetzung
Leipziger Straße 96-98
10117 Berlin

www.connected-industry.com
info@connected-industry.com

Interview – Effektive Kundenbindung dank data-driven Customer Intelligence

joachim_becker_miles_moreHerr Joachim Becker ist Director Analytics & Customer Intelligence bei Miles & More. Dank seiner langjährigen Erfahrung im Bereich der Analyse von Kunden- und Verkaufsdaten sowie seiner Leidenschaft für die Kombination von Analysemethodik mit Psychologie- und Marketing-Know-how gilt der Diplom-Kaufmann als einer der führenden Experten für Customer Analytics. 

Connected Industry: Herr Becker, welcher Weg hat Sie bis an die Spitze der Data Analytics bei Miles & More geführt? Und welche speziellen Kenntnisse erfordert Ihre Rolle im Unternehmen?

Ich bin seit Jahresanfang 2016 bei Miles & More als Leiter der Analytics & Customer Intelligence tätig. Meinen beruflichen Einstieg in datengetriebene Themen fand ich allerdings bereits 1990, also gleich nach meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität zu Köln. Der Grundstein für diesen Einstieg wurde in meinem Studium gelegt, das einen Schwerpunkt auf Marketing hatte – damals schon mit einem quantitativen Touch. Meine Diplomarbeit habe ich über das datenbasierte Marketing geschrieben und wollte infolgedessen in bzw. mit Geschäftsmodellen arbeiten, die viel mit der Nutzung von Daten zu tun hatten. Besonders interessiert hat mich dabei von Anfang an, vernünftige Aussagen über Kundenbedürfnisse und -verhalten auf Grundlage von Datenmodellen treffen und dieses Wissen und die Daten dadurch nutzen zu können.

Ich hatte unterschiedliche Leitungsfunktionen  für das datengetriebene Marketing inne, etwa bei dem Versandhändler Quelle, bei Bertelsmann, Payback und T-Online, bei einigen Banken, zuletzt als Direktor Marketing und Kundenservice bei der TARGOBANK. Nun möchte ich den Ausbau des datengetriebenen Geschäftsmodells bei Miles & More vorantreiben.

Meine Position erfordert Kenntnisse über die Methoden und Tools der Datenanalyse, Statistik und Datenbanken. Daneben ist ein möglichst umfassendes Verständnis rund um Marketing, Vertrieb und Service aus  unterschiedlichen Industrien und Märkten notwendig  – und die nötige Vorstellungskraft, welche Mehrwerte aus Daten geschöpft werden können.

Connected Industry: Das Unternehmen Miles & More ist ein Musterbeispiel für Customer Analytics. Von Ihren Kundenbindungs- und Zusatzgeschäften profitieren hunderte Kooperationspartner. Welche Rolle spielen Daten denn nun wirklich für die Kundenbindung?

Miles & More ist das größte Vielflieger- und Prämienprogramm in Europa. Über 20 Jahre Erfahrung und die Zusammenarbeit mit etwa 40 angebundenen Airlines sowie weiteren 270 Partnern außerhalb der Luftfahrt, machen uns zu einem Experten für erfolgreiche Kundenbindung.  Wir erweitern kontinuierlich unser Portfolio außerhalb der Welt des Fliegens, um für unsere Teilnehmer noch relevanter zu werden. Ziel ist es in allen wichtigen Bereichen des Lebens, Möglichkeiten anzubieten, Meilen zu sammeln und einzulösen – dabei stehen natürlich in erster Linie Marken im Vordergrund, die zur Miles & More Welt passen, um daraus Synergien zu gewinnen.

Daten sind dabei die zentrale Triebfeder, um zeitgemäße Kundenbindung betreiben zu können. Im Grunde ist unsere Vision für unsere Teilnehmer und Partner in wenigen Worten zum Ausdruck zu bringen: First Choice in  Loyalty & Customer Insight.

Nur mit datengetriebenen Geschäftsmodellen, und dafür sind wir ein Paradebeispiel,  können wir höheren Kundenzuspruch und Kundenbindung in Zukunft erzielen – und damit letztendlich ein rentables Wachstum für unsere Kooperationspartner ermöglichen. Das bedeutet im Kern, dass wir mit Entschlossenheit und natürlich der nötigen Professionalität und Sorgsamkeit in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit das Verhalten der Kunden unserer Kooperationspartner analysieren, daraus Modelle entwickeln und diese Informationen in Mehrwert für beide Seiten übersetzen. Somit können wir wissensbasierte und konsistente Kundendialoge aufbauen und über lange Distanzen aufrechterhalten. Was wir dabei immer wiedersehen: Das Kundenverhalten wird immer dynamischer und heterogener! Das bedeutet für uns, dass wir immer schneller und passgenauer reagieren müssen.

Connected Industry: Sie ziehen immer wieder neue Erkenntnisse aus den Daten für Ihre Kooperationspartner. Könnte man behaupten, dass Sie ein Data Lab für Ihre Kooperationspartner darstellen?

Nicht nur, aber auch. Unter einem Data Lab verstehe ich, dass man mit einem Labor-Setting, innovativen Tools und Verfahren neue Lösungen der Datennutzung als Prototyp erarbeitet. Genau das tun wir  und setzen dafür aktuell zahlreiche  Data Scientists ein.

Connected Industry: Welche Prototypen entwickeln Sie denn und welche Herausforderungen gibt es dabei?

Data Scientists, also die Leute mit dem interdisziplinären Know-how der datenbasierten Erkenntnisgewinnung, sind noch immer nicht so leicht zu finden. Wir tauschen uns z.B. gerade mit der TU Darmstadt aus und nutzen ein Set-up, in dem angehende  Data Scientists in unserem Data Lab mitarbeiten können.

Wir können diese allerdings nicht auf unseren laufenden Systemen arbeiten lassen, sondern schaffen gesicherte Bereiche, auf denen sich die Datenexperten „austoben“ können. Dabei experimentieren wir mit neuen Analysemethoden auf separierten Datenbeständen.

Ein beispielhaftes Projekt, an dem wir gerade arbeiten, ist eine mobile App für iOS und Android, die den iBeacon-Standard nutzt. Sie verknüpft die digitale Welt mit den realen Räumlichkeiten des Point of Sale unserer Partnerunternehmen, so zum Beispiel mit einer Filiale eines Einzelhändlers. Betritt der Kunde die Räumlichkeiten des Partners, bekommt er über die Miles & More App besondere Angebote auf sein Smartphone, die genau auf seine Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Connected Industry: Mit der Umsetzung derartiger digitaler Strategien können weit mehr Daten generiert und ausgewertet werden. Welche Methoden und Tools setzen Sie dafür ein?

Vieles im Bereich der Advanced Analytics läuft über klassische Anwendungen der multivariaten Statistik  mit den Tools von SAS.

Außerdem errichten wir eine Challenger-Umgebung, in der wir auf Open Source setzen. Diese nutzen wir aktuell jedoch überwiegend noch zur Erprobung. Beispielsweise setzen wir Data Mining Projekte produktiv mit dem SAS Enterprise Miner um, parallel arbeiten wir daran mit Python oder R und schauen, wie sich die Ergebnisse dadurch unterscheiden können.

Connected Industry: Viele CIOs steuern immer mehr auf den Einsatz von Open Source zu, warum stehen Sie zu den lizenzpflichtigen Lösungen größerer Technologieanbieter?

Ich denke, dass wir eher die Nutzung von SAS-Tools ausbauen werden, denn wir finden immer wieder gute Leute, die SAS-Know-how aus unterschiedlichen Branchen und Fachbereichen mitbringen. Proprietäre Anbieter wie SAS bieten zudem eine verlässliche und stabile Plattform für unsere Analysen.

Das soll allerdings nicht heißen, dass wir nicht die Augen für andere Tool-Anbieter und Open Source offenhalten, im Gegenteil: Wir wollen unsere Methoden und Tools bewusst gegeneinander antreten lassen.

Connected Industry: Werden auch Daten aus externen Quellen verwendet?

Zunehmend, aber im Moment noch recht begrenzt. Zum einen nutzen wir bereits Daten mit einem räumlichen Bezug (Geodaten), z.B. um Einzugsgebiete rund um eine Partnerfiliale hinsichtlich regionaler Kundenvorlieben zu analysieren. Zum anderen beginnen wir damit, Daten aus sozialen Medien für den persönlichen Kundendialog nutzbar zu machen.

Connected Industry: Wie sehr schränkt Sie der deutsche Datenschutz bei Ihrer Arbeit ein?

Für uns ist es sehr gut, dass es einen gesetzlichen Datenschutz gibt, denn so haben wir klar definierte Grenzen, in denen wir uns bewegen dürfen. Dies schafft auch eine verlässliche Basis für unsere Partner und die Miles & More Teilnehmer. Daten sind unser Kapital und wir behandeln sie entsprechend. Wir geben keine Kundendaten nach außen weiter und ein Verkauf von Kundendaten ist für uns ein absolutes Tabu.

Connected Industry: Welche Vision haben Sie für eine data-driven Company?

Ein datengetriebenes Unternehmen nutzt Daten um Kundenbedürfnisse laufend ermitteln und besser verstehen zu können – und um diese dann auch wirklich zu befriedigen. Das Wissen kann aber auch genutzt werden, um Produkte und Services noch mehr am Kunden auszurichten. Viele traditionelle Entwicklungsprozesse funktionieren noch so, dass man ein bestehendes Produkt nimmt und nur analysiert, welcher Kunde sich für welche Produkte im Bestand interessieren. Ein datengetriebenes Unternehmen agiert grundsätzlich anders, denn es entwirft Produkte von Anfang an basierend auf Kundenbedürfnissen.

 

Interview – Die transparente Fabrik Detmold im Kontext von Industrie 4.0

Interview mit Torsten Hocke, Business Development Manager der Weidmüller Interface GmbH & Co. KG

Torsten_HockeTorsten Hocke studierte Umwelt- und Maschinenbauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Energieeffizienz in der Industrie an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe und an der Uni Kassel. Er erwarb mehrere Zusatzqualifikationen und gewann u.a. im Jahr 2014 den Maschinenbaupreis der Uni Kassel und den Innovationspreis der EnBW. Herr Hocke arbeitet seit 2013 bei der Weidmüller Interface GmbH & Co. KG und ist dort seit Frühjahr 2015 als Business Development Manager Energiemanagement tätig.
Der Anspruch der Weidmüller Gruppe ist ein komplementäres Lösungsangebot inklusive Umsetzung und Beratung im Bereich der Automatisierungstechnik. Weidmüller versteht sich als Lösungsanbieter für die Produktionsinfrastruktur über die komplette Automatisierungspyramide hinweg – und mit Analytics nun auch darüber hinaus.

Connected Industry: Was verstehen Sie von Weidmüller unter dem Begriff Industrie 4.0? Und welche Technologien zählen dazu?

Wir betrachten Industrie 4.0 in Stufen. Zu den übergreifenden Schlüsseltechnologien zählen wir die Elektronik sowie die darauf aufbauenden Kommunikationstechnologien. Diese Technologien stellen die Grundlagen für unser Verständnis von Industrial Connectivity dar. Die nachfolgenden Schritte bauen darauf auf und bewirken die angestrebte Intelligenz der Systeme.

Um das zu erreichen, wird darauf aufbauend die richtige Software notwendig. Die in der Produktion generierten Daten können durchaus als „Big Data“ betrachtet werden und diese Menge und Vielfalt an Daten ist nicht mehr manuell oder durch einzelne Programme händelbar, daher muss die Software immer besser werden. Aber auch die Software nützt wenig, gäbe es nicht in letzter Instanz den Menschen, der zumindest die strategischen Entscheidungen trifft.

Die Mensch-Maschine-Schnittstelle ist ein wichtiger Aspekt der Industrie 4.0, denn der Mensch muss mit den ausgewerteten Daten arbeiten bzw. Analyse-Ergebnisse auch verstehen können.

Connected Industry: Welche Anwendungsgebiete der Industrie 4.0 stehen für Weidmüller im Vordergrund?

Das ist für uns vor allem ein Anwendungsbereiche. Das Energiemanagement, das vor allem den Anlagenbetreiber betrifft.

Zum Energiemanagement gehört vor allem Energy Analytics. Das ist aus unserer Sicht der richtige Schritt hin zu flexiblen und intelligenten Fertigungsprozesse. Da die Vernetzung der Maschinen hochgradig erfolgt, müssen die Schnittstellen – unter dem Leitziel von Plug & Produce – immer besser werden.

Damit wir unser Leitbild der Smart Factory erreichen, gerät der Fokus immer mehr auf die clevere Nutzung der anfallenden Daten.

Connected Industry: Wer treibt diese Veränderungsprozesse bei Weidmüller an, der Vorstand oder individuelle Denker aus den Fachabteilungen?

Unsere Bemühungen zur Smart Factory leiten wir aus der langfristigen Unternehmensstrategie ab, beginnen also auf Geschäftsleitungsebene.
In den Fachabteilungen greifen wir diese Strategien produkt- und anwendungsorientiert auf und „übersetzen“ sie nach technischen Gesichtspunkten in den jeweiligen Fachabteilungen als umsetzbare Konzepte. Die Details bestimmen die Fachabteilungen und hier kommen unsere individuellen Denker ins Spiel, denn selbst die beste Strategie entfaltet ihre Wirkung nur dann, wenn die Umsetzung entsprechend gut ist.

Connected Industry: Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen, um die Fabrikprozesse transparent machen zu können?

Wir brauchen in der Fabrik erstmal eine Datenaufnahme, also die Generierung und Erfassung der Daten. Als zweiter Schritt müssen die Daten in einer geeigneten Datenbank archiviert und zur Verfügung gestellt werden. Nur die Daten, die in der Fabrik erfasst werden, nach sinnvoller Auswahl visualisiert und ausgewertet werden, haben einen Effekt auf die Transparenz.

Connected Industry: Das klingt nach viel Arbeit für Datenwissenschaftler? Wo erfolgt die Auswertung der Daten?

Ja, wir arbeiten auch mit sogenannten Data Scientists zusammen, um die vielen Datenströme unserer Anlagen zu analysieren. Data Scientists helfen uns dabei, die gesuchten Mehrwerte aus den Daten zu extrahieren. Wir arbeiten mit Partnern zusammen, die ein spezielles Know-How in diesem Bereich haben. Die Datenerfassung, Verifizierung und Erkennung von Potenzialen in Daten erfolgt in einer technischen Analyse-Umgebung.

Connected Industry: Wir betreiben Sie die Entwicklung Ihrer Produkte und Dienste? Über Pilotprojekte?

Da wir selbst Produzent sind, also Fertigung und Montage betreiben, sind wir in erster Linie unser eigenes Versuchskaninchen. Dieser Vorteil wird von unseren Kunden sehr geschätzt, da wir in den meisten Fällen erprobte Produkte anbieten können.
Es gibt aber auch Pilotkunden, die ganz andere Anforderungen und Prozesse als wir haben. Diese unterstützen uns bei der Erprobung durch gezielte Pilotprojekte.

Connected Industry: Welchen Mehrwert konnten durch diese Bemühungen bereits erreicht werden und welche sind in Griffweite voraus?

Der im Vordergrund stehende Mehrwert ist der Kundennutzen der ganz von der jeweiligen Applikation abhängig ist. Im Energiemanagement können wir beispielsweise frühzeitig Lastenspitzen zuverlässig abfangen und dadurch Energiekosten einsparen.

Connected Industry: Das Thema Cloud Computing gilt unter vielen Unternehmern als heikel. Ist eine Cloud Ihrer Ansicht nach eine Notwendigkeit für Industrie 4.0?

Wir setzen noch keine externen Cloud Technologien für unsere Produkte ein, können uns dies für die Zukunft jedoch vorstellen. Technologisch werden sich Cloud-Lösungen sicherlich weiter durchsetzen.