Interview – Energie effizienter nutzen dank Digitalisierung
Interview mit Dr.-Ing. Robert Westphal, Bereichsvorstand Technik des Teilkonzerns Diehl Metering
Diehl Metering liefert Lösungen für die intelligente Nutzung von Wasser, thermischer Energie, Gas und Strom. Den Herausforderungen der internationalen Märkte begegnet das Traditionsunternehmen mit Multi Utility Lösungen, automatischer Fernauslesung (AMR) und Smart Metering. Diehl Metering unterstützt Wasser- und Energieversorger weltweit mit mehr als 7 Millionen Messgeräten und 5 Millionen Funkmodulen pro Jahr, System/Software und Services aus einer Hand.
Connected Industry: Herr Westphal, Sie sind seit 10 Jahren im Metering tätig. Welche Veränderungen bringt die Digitalisierung?
Seit Anbeginn der Messtechnik fragen wir uns: Wie kommen wir an die Daten? Mit der Digitalisierung sind wir endlich an dem Punkt, dass wir den Datenstrom komplett und ohne Brüche abbilden können, vom Messgerät über Monitoring und Netzoptimierung bis hin zu Datenmanagement und Rechnungsstellung. Für die Energiebranche ist die Digitalisierung eine Revolution, die alles verändern wird.
Connected Industry: Was hat die Energiebranche davon?
Wir helfen unseren Kunden, von den Chancen der Digitalisierung zu profitieren. Also entwickeln wir Konzepte, um Wasser und Energie noch effizienter und intelligenter zu nutzen. Alle großen Stadtwerke verlieren beispielsweise bis zu 30% ihres Wassers durch Leckage. Mit Smart Metering kann man Leckagen automatisch lokalisieren und folglich zeitnah beheben, bevor echter Schaden entsteht. Oder man optimiert die Wärmeverteilung eines Fernwärmenetzes über ein ebenso einfaches Monitoring. Durch diese Formen der Prozessoptimierung lässt sich die Effizienz des Gesamtsystems deutlich steigern.
Deshalb sind Interoperabilität und Multi Utility für Diehl Metering strategische Schlüssel. Egal ob Wasser, thermische Energie, Gas oder Strom – alle Medien lassen sich über die gleiche Infrastruktur von Diehl Metering auslesen. Denn Daten sind Daten. Das reduziert natürlich die Investitionskosten pro Messpunkt immens und hebt dabei Infrastruktur und Prozesse auf ein völlig neues Level. Außerdem ergeben sich für Wasser- und Energieversorger ganz neue Geschäftsmodelle, wie beispielsweise die monatliche Rechnungsstellung auf Basis reeller Verbräuche.
Connected Industry: Wie erfüllen Sie die neuen Vorgaben der Gesetzgeber?
In Deutschland und Europa gelten höchste Sicherheitsstandards. Das ist stetige Herausforderung, hilft uns aber, Technologien zu entwickeln, die auch international Zeichen setzen. Selbstverständlich stellen wir uns auf die Anforderungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ein. So erfüllt auch der Open Metering Standard 4.0 schon höchste Datenschutz-Anforderungen.
Connected Industry: Welche Themen kommen im Metering auf uns zu?
Verwendung und Mehrwert von Daten. Das ist meiner Meinung nach die Formel für das Metering der Zukunft. Ein paar Beispiele: Wie gestalten wir Submetering effizient und wirtschaftlich? Wie gehen wir mit Energie- und Wasserverlusten um? Welche Chancen bieten zeit- und lastvariable Tarife, eigene Netzeinspeisung, virtuelle Kraftwerke, Data Analytics, Data Profiling oder das Monitoring von Energieflüssen?
Denken Sie nur an Smart Building, Smart Home und Ambient Assisted Living, z.B. betreutes Wohnen: Heute lassen sich Daten und Lastprofile problemlos aus der Ferne nutzen. Dann kann man auf dem Heimweg bereits zu Hause die Heizung regeln. Oder man prüft, ob die Kinder spätabends noch am Computer sitzen…
Ob Supervisory Control and Data Acquisition (SCADA), Legionellenüberwachung oder Funkrauchmelder im Smart Meter Netz – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Anders als bisher werden die Endverbraucher einen immer stärkeren Einfluss auf die Branche haben. Unsere „Generation Y“ ist da sehr offen und wird die Digitalisierung weiter vorantreiben: Wenn eine neue Technologie Mehrwert und Kostenersparnis bringt, wird sie akzeptiert werden. Ich bin da sehr optimistisch – wir haben eine spannende und chancenreiche Zeit vor uns!